Spiele und Spielen – wird oft als Nebensächlichkeit abgetan. Zu Unrecht. Denn ohne Spiele gäbe es keine Kultur und keine Gesellschaft. Der Mensch ist ein spielerisches Wesen – ein «homo ludens». Diese These des Kulturhistorikers Johan Huizinga aus den späten 1930er Jahren hat bis heute nicht an Aktualität verloren. Spielen ist einer der grossen menschlichen Entwicklungsmotoren. Im Spiel eignen sich Kinder verschiedenste kognitive, soziale, kreative und emotionale Kompetenzen an. Unabhängig vom Alter fallen komplexe Aufgaben mit spielerischen Zugängen leichter. Für die Bildung eröffnen sich so zahlreiche Potenziale. Doch wie lassen sich mit Spiele(n) Lernprozesse gestalten? Was bedeutet dies für die baukulturelle Bildung? Und welche verschiedenen Zugänge gibt es, um Baukultur spielerisch zu vermitteln? Mit diesen und anderen Fragen setzten wir uns an der diesjährigen Netzwerktagung auseinander.
Wir trafen uns am 29. November 2024 im Haus der elektronischen Künste HEK in Basel. Ein wunderbarer Veranstaltungsort, da hier digitale Kultur und neue Kunstformen des Informationszeitalters auf spielerische Weise verhandelt werden. Neben Video- und Computergames kamen aber auch verschiedenste «analoge» Spiele zur Sprache.




































































Am Vormittag näherten wir uns dem Tagungsthema von der theoretischen Seite. Nach der Begrüssung von Eveline Althaus, führte der neue Archijeunes-Präsident Andri Gerber – der sich auch in seiner Forschung intensiv mit dem Thema auseinandersetzt – in das Thema ein. In seinem Referat nahm er uns mit auf eine historische Reise, in der wir diverse spannende Hintergründe spielerischer Ansätze in der Vermittlung von Baukultur kennenlernten. John Didier von der HEP Vaud ging genauer auf das pädagogische und didaktische Potenzial von Spielen ein und führte aus, wie sich mit spielerischen Zugängen die Kreativität von Schüler:innen fördern lässt. Die Architektin Marta Brković Dodig von der EPFL, ging in ihrem Input auf die Potenziale von partizipativen Spielen für die Architektur und Stadtplanung ein und stellte ein Spiel genauer vor, das sie selbst entwickelt und an Schulen in verschiedenen Kontinenten getestet hat. Die spannende Vormittagsrunde schloss Fabián Ruz vom Medialab der Uni Genève ab. Auf der Basis von Statistiken und aktuellen Forschungsdaten führte er u.a. genauer aus, wie sich die Praxis des Spielens in der Sozialisation von der frühen Kindheit bis in die Adoleszenz verändert – und was das für die Vermittlung bedeutet.
Nach dem Mittagessen gab uns Ueli Frei von den Gebrüdern Frei einen Einblick in die Spieleentwicklung und legte dar, welche Bedeutung, Stringenz, Klarheit und eine verständliche Geschichte für ein Spiel haben. In einer gemeinsamen Übung konnten wir ad hoc dann auch gleich selbst ausprobieren und die Grundlagen eines möglichen Spiels entwickeln.
Vier verschiedene Workshops boten die Gelegenheit, selbst zu spielen: Andri Gerber brachte das Re-Use Game von der ZHAW (Michelle Schneider) mit, das die Komplexität, Herausforderungen aber auch Vorteile der Bauteilwiederverwendung spielerisch vermittelt. Lars Kaiser von Urban Equipe liess uns zusammen mit Confiyet Aydin vom Deutschen Architekturmuseum das Spiel Conflicity ausprobieren. Ein Strategie- und Rollenspiel, das komplexe Sachverhalte in der Stadtentwicklung verständlich macht. In einem Workshop des HEK konnten die Teilnehmenden mit Augmented Reality Raumerkundungen mit 3D-Wesen machen – und Nevena Torboski von der drumrum Raumschule führte mit Architektur im Spiel aus, wie sich mit beliebten Spielen wie dem Leiterli oder Memory eine kreative Auseinandersetzung mit Baukulturthemen fördern lässt.
Ein von Karin Salm moderiertes Podium diskutierte in der Folge, wie Spiele – in Projekten mit Kindern und jungen Menschen – als Mitwirkungsmethode in der Raumplanung und zur Vermittlung städtebaulicher Prozesse genutzt werden können. An der Diskussionsrunde haben Olivia Jenni vom S AM, Lars Kaiser von der Urban Equipe; Anne-Chantal Rufer von Ville en tête und Mathias Schreier von der Metron AG und dem Netzwerk Bildung & Architektur mitgewirkt. Am Ende dieses reichhaltigen Tages, liess Caspar Schärer vom BSA die wichtigsten Erkenntnisse des Tages in einer Synthese Revue passieren.
Nicht nur in den verschiedenen Inputs sondern auch beim spielerischen Ausprobieren zeigte sich deutlich, wie das Spielen auf einer gemeinsamen Sprache beruht, die alle verstehen können und die entsprechend als Brücke zwischen den verschiedenen Akteur:innen der baukulturellen Bildung wirken kann. Mit spielerischen Elementen können komplexe Inhalte wie etwa die Baukultur anders und vielleicht besser vermittelt, was auch das gegenseitige Verständnis stärken kann.

Das Tagungsprogramm steht Ihnen unten als Download zur Verfügung. Ebenso können Sie die Medienmitteilung hier nachlesen.
Falls Sie die Tagung verpasst haben oder bestimmte Inhalte noch einmal ansehen möchten, steht Ihnen auf YouTube die gesamte Tagung zur Verfügung. Dort können Sie alle Vorträge und Diskussionen in voller Länge anschauen.