Utopia! Wir gestalten unsere Zukunft
Ach, Utopia! Manchmal fällt es uns angesichts der Krisen rundherum schwer, uns eine grossartige Zukunft vorzustellen. Und doch – wir sollten uns die Utopie nicht nehmen lassen. «Wie sieht meine Gemeinde im Jahr 2050 aus?»: An dieser Leitfrage orientiert sich die Unterrichtseinheit «Utopia! Wir gestalten Zukunft» für den Zyklus 2. Die Kinder der 5. oder 6. Klasse entwickeln dabei eigene Zukunftsentwürfe und werden dazu angeregt, Zukunft mitzugestalten. Die Einheit bildet sich rund um eine Projektwoche, die selber oder mit dem eduLAB Thun durchführt werden kann. Dabei wird mit der Methode des Design Thinkings gearbeitet und viel erforscht, aktiv gehandelt und experimentiert. Das Besondere an der Unterrichtseinheit «Utopia!» ist ihre Entstehung beziehungweise ihre «Eltern»: Sie ist im Rahmen des Projekts «Garten bildet: BNE und Kunstvermittlung im Dialog» an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) entstanden und wurde von Lehrpersonen und Kunstschaffenden gemeinsam entwickelt und erprobt. Schauen Sie doch mal rein! Das Unterrichtsmaterial kann hier heruntergeladen werden.
Architektur
(Architektur)modell
(Architektur)zeichnung
Architekturkritik
Bauprozess
Öffentliche Bauten
Schulbauten
Wohnungsbau
Baukulturelle Bildung
Lernorte
Lernwelten
Partizipation
Gebäudetechnik
Nachhaltigkeit
Umwelt
Haus und Wohnung
Nachbarschaft
Siedlung
Wohnqualität
Infrastrukturbauten
Raumplanung
Transport
Verkehr
Raumwahrnehmung
Öffentlicher Raum
Siedlung
Stadt
Stadtentwicklung
Stadtplanung
Strasse
Bildnerisches Gestalten, Textiles und Technisches Gestalten
Natur, Mensch, Gesellschaft
Bildung für nachhaltige Entwicklung
- können zusammentragen und ordnen, welche unterschiedlichen Raumelemente (z.B. Bauten, Anlagen, Gewässer, Wälder) in der natürlichen und gebauten Umwelt vorkommen und deren Anordnung im Raum charakterisieren und dokumentieren (z.B. mit Skizzen, Plänen, Fotos). [NMG.8.1 2c]
- können erkunden, ordnen und dokumentieren, wie in verschiedenen Gebieten der näheren und weiteren Umgebung räumliche Merkmale (z.B. Bauten für verschiedene Zwecke, Anlagen für Verkehr, Freizeit, Ver- und Entsorgung) miteinander in Beziehung stehen und verflochten sind. [NMG.8.1 2e]
- können über die Auswirkungen von Veränderungen im Raum für die Menschen und die Natur nachdenken (z.B. im Verkehr, bei Freizeitanlagen, an Gewässern) und über Gestaltungs- und Verhaltensmöglichkeiten in der Zukunft nachdenken. [NMG.8.3 2e]
- können ausgehend von Spuren im Raum sowie von Informationen (z.B. Bilder, Berichte, Gespräche mit älteren Menschen) Veränderungen in der eigenen Wohnumgebung erfassen und Vergleiche zwischen früher und heute anstellen. [NMG.8.3 2d]
- können an einem politischen Prozess aus dem Nahraum die Phasen und die Möglichkeiten der Mitwirkung erkennen. [NMG.10.5 2d]
- können politische Prozesse an einem aktuellen Beispiel nachvollziehen. [NMG.10.5 2c]
- können für die Gestaltung des Lebensraumes eigene Wünsche und Anliegen benennen, Ideen und Perspektiven entwickeln und dazu Stellung nehmen (z.B. auf dem Schulhausareal, in der Wohnumgebung, Vorhaben zur Sicherheit im Verkehr, zur Gestaltung von Freizeiträumen, Schutz von Naturräumen). [NMG.8.3 2c]
- können Merkmale der natürlichen und gebauten Umwelt in unterschiedlichen Räumen charakterisieren und typische Merkmale in verschiedenen Räumen der Schweiz, im Jura, im Mittelland und im Alpenraum vergleichen und einordnen. [NMG.8.1 2f]
- können zusammentragen und vergleichen, welche Bedeutung verschiedene Räume für die Nutzung verschiedener Menschen haben und über ihre eigene Ansprüche an Räume nachdenken (am Wohnort, in der Wohnregion, in der Stadt, an Freizeit- und Ferienorten). [NMG.8.2 2d]
- können historische Bilder aus der Umgebung mit der heutigen Situation vergleichen. Was ist gleich? Was ist anders? (z.B. Häuser, Strassen in der eigenen Umgebung). [NMG.9.2 1d]
- können über eigene Wahrnehmungen, Vorstellungen und Bewertungen zu persönlich bedeutsamen Räumen am Wohnort und in der Wohnregion nachdenken, diese beschreiben und mit der Einschätzung anderer Kinder vergleichen (z.B. persönlich wichtige Orte, schöne Orte, Orte wo ich oft bin, gefährliche Orte, Orte, wo es mir gar nicht gefällt). [NMG.8.1 2d]
- Die Schülerinnen und Schüler können Einflüsse des Menschen auf die Natur einschätzen und über eine nachhaltige Entwicklung nachdenken. [NMG.2.6]
- Die Schülerinnen und Schüler können Bedeutung und Folgen technischer Entwicklungen für Mensch und Umwelt einschätzen. [NMG.5.3.f]
- können Lebewesen, Situationen, Gegenstände über eine längere Zeit beobachten, Bilder betrachten und sich über ihre Empfindungen und Erkenntnisse austauschen [BG.1.A.2 2e]
- können eigene Bildideen und Fragestellungen aus ihrem Interessensbereich und gesellschaftlichen Umfeld entwickeln (z.B. Werbung, Selbstdarstellung, Schönheit, Lifestyle, virtuelle Welten, Streetart) [BG.2.A.1 c]
- können Lebewesen, Situationen, Gegenstände beobachten, Bilder betrachten und bedeutsame Merkmale sowie Empfindungen aufzeigen. [BG.1.A.2 2a]
- können durch Abbilden, Verfremden, Umgestalten und Schichten Darstellungsmöglichkeiten erproben und anwenden. [BG.2.C.2 1c]
- können durch Zerlegen, Vergrössern, Verkleinern, Drehen und Wiederholen Darstellungsmöglichkeiten entdecken. [BG.2.C.2 1a]
- können Bildträger erproben und auswählen (z.B. Postkarte, Post-it, Recyclingmaterial, Schulareal). [BG.2.D.1 1d]
Mit Experten
Nordwestschweiz
Zürich
Ostschweiz
Zentralschweiz
Übergeordnetes Ziel: Ziel der Unterrichtsumgebung ist es, den Schüler:innen durch die Verbindung von Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Design Thinking vielfältige Möglichkeiten zu bieten, um zu neuen Bildern einer möglichen Welt, fundierten Urteilen und reflektierten Entscheidungen der aktiven Zukunftsmitgestaltung im Sinne der Leitidee einer Nachhaltigen Entwicklung (NE) zu gelangen. Diese Leitidee umfasst das Ziel einer gesellschaftlichen Entwicklung, die allen Menschen – heute und in Zukunft, überall auf der Welt – ein gutes Leben gewährleistet. Eine Aufgabe von Bildung in diesem Kontext, wie sie auch im Lehrplan verankert ist, ist die Vermittlung spezifischer Kompetenzen. Schüler:innen sollen dazu befähigt werden, eigene Meinungen fundiert zu bilden sowie eigene Denk- und Handlungsmuster kritisch zu reflektieren und so zu eigenen Positionierungen zu kommen. Entsprechende Kompetenzen werden in der Unterrichtsumgebung mit vielfältigen Zugängen ausgebaut.
Unterricht: Ausgangspunkt des Unterrichtsgeschehens bildet die Leitfrage «Wie sieht ein nachhaltiges Gemeindename 2050 aus?». Ziel ist es, dass die Schüler:innen am Ende der Unterrichtsumgebung ihre eigene begründete Position für ihre Gemeinde einnehmen können. Mit verschiedenen Zugängen werden dazu fachliche und überfachliche Kompetenzen gefördert. Ausgehend vom Ansatz des Design Thinkings sind dies Zugänge, welche insbesondere auf Offenheit, Kreativität und Zusammenarbeit fokussieren. Im Rahmen einer BNE geht es zudem darum, Zusammenhangswissen aus unterschiedlichen Fachbereichs- und Akteur-Perspektiven aufzubauen und davon ausgehend Visionen für eine gute und gerechte Zukunft für alle zu entwickeln. Entsprechend spielen die didaktischen Prinzipien des vernetzenden Lernens, der Visionsorientierung und der Partizipationsorientierung eine zentrale Rolle.
Offenheit: Die Unterrichtsumgebung ist charakterisiert durch ihre offene Anlage: Die Schüler:innen entwickeln ihre eigenen Zukunftsvorstellungen – auch abseits des bereits Bekannten. Sie arbeiten mit individuellen Forschungsheften, bauen Prototypen und organisieren sich selbst und als Gruppe. Der Schlüssel für das Gelingen eines solchen Unterrichts ist die Haltung der Lehrperson. Es gilt, den Prozess und nicht das Endprodukt in den Vordergrund zu stellen sowie in der Visionsentwicklung ungewohnte Denkmuster zuzulassen und anzuregen.
Kreativität: Design Thinking ist ein Ansatz, der darauf abzielt, innovative Lösungen für komplexe Herausforderungen zu entwickeln, indem der kreative Denkprozess gefördert wird. In der Unterrichtsumgebung werden ausgewählte Prinzipien und Methoden geübt. Mit kleinen Spielen, sogenannten Energizer und Kreativitätsübungen wird das Mindset vorbereitet. Bei der Entwicklung der Utopia werden in einem iterativen Prozess mehrere Projekt-Loops durchlaufen: Verstehen – Ideen & Experimente – Testen & Feedback. Ausgehend von Wissen und Fantasie werden Prototypen gebaut, Feedback dazu eingeholt und dies in die Weiterentwicklung der Prototypen einbezogen.
Vernetzendes Lernen: Um zu eigenen Antworten auf die Leitfrage und fundierten Urteilen im Kontext einer NE zu kommen, müssen Zusammenhangswissen aufgebaut und unter schiedliche Perspektiven vernetzt werden. In der Unterrichtsumgebung lernen die Schüler:innen das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung und ihre Dimensionen kennen, beschäftigen sich mit zentralen Siedlungsfunktionen sowie Chancen, Herausforderungen und konkreten Projekten einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung. In der Entwicklung der eigenen Zukunftsvorstellungen werden die Schüler:innen immer wieder angeregt, die verschiedenen Wissensbau steine zu vernetzen und unterschiedliche Perspektiven darauf einzunehmen. Das vernetzende Lernen hilft den Schü ler:innen, Widersprüche und Gemeinsamkeiten zwischen unterschiedlichen Perspektiven und Interessen zu erken nen und zu verstehen.
Die Unterrichtsumgebung ist in fünf aufeinander aufbauende Phasen strukturiert. Dieses Phasenmodell bildet das grundlegende Gerüst und leitet die Handlungen der Lehrperson. Inhaltlich bringt es das BNE-Phasenmodell nach Muheim et al. (2014) sowie Spezifika von Kunstvermittlung zusammen (Niederhauser et al., 2023). Die einzelnen Phasen dürfen jedoch nicht isoliert oder als getrennte Handlungsschritte betrachtet werden, sondern wirken in einem gegenseitigen Zusammenspiel. Sie bilden eine übergeordnete Leitlinie für das Unterrichtsgeschehen und ermöglichen, den Lehrprozess zielgerichtet zu gestalten.
Einstieg (6 Lektionen)
∙ Sensibilisierung für das Thema ∙ Mit einer irritierenden, überraschenden Begegnung Neugier für das Thema wecken ∙ Leitfrage stellen ∙ Vorhandenes Wissen aktivieren
Wissensausbau und Vernetzung (12 Lektionen)
∙ Fachwissen und Methodenwissen ausbauen ∙ Leitfrage aus Sicht der verschiedenen Dimensionen einer NE ergründen und diese mit künstlerisch inspirierten Methoden irritieren, hinterfragen, imaginär weiterentwickeln ∙ Perspektiven miteinander in Verbindung bringen
Visionsentwicklung (12 Lektionen)
∙ Abwägen von Konsequenzen, Chancen und Grenzen einer NE ∙ Mit Mitteln der Kunst fiktive Szenarien ent- wickeln und reflektieren ∙ Urteilsbildung ∙ Mögliche Antworten finden
Eigene Position zur Leitfrage (3 Lektionen)
∙ Begründete Antwort auf die Leitfrage formulieren ∙ Mit künstlerisch inspirierten Mitteln das vorläufige Urteil weiter befragen ∙ Leistungsbeurteilung
Transfer (4 Lektionen)
∙ Erworbenes Wissen und gewonnene Einsichten auf ähnliche Gegebenheiten anwenden
∙ Bilder «Stadt der Zukunft» ∙ Leitfrage visualisiert ∙ Forschungshefte ∙ Grosser Gemeindeplan ∙ Post-Its
∙ «Zeitreise» swisstopo ∙ Legende zu Landeskarten ∙ Grosser Gemeindeplan ∙ Infoblatt «Perspektiven» ∙ Tablets mit Kamera oder andere Digitalkameras
∙ Apéro-Fische (oder etwas anderes in grosser Stückzahl) ∙ Anleitung «Fische fangen» ∙ Video «NE»
∙ Symbolkarten «Dimensionen einer NE» ∙ Lesetext «NE» ∙ Vorlage «Dimensionen einer NE» ∙ Video «Nusantara» oder «The Line» ∙ Lösungsvorschläge «Nusantara» oder «The Line»
∙ Leitfrage visualisiert ∙ Zeitung ∙ Klebeband ∙ Timer ∙ Grosses Papier/Plakate
∙ Fact-Sheets «Wohnen & Gemeinschaft» ∙ Video «Mobilität» ∙ Lösungsvorschlag «ABC Mobilität» ∙ Vorlagen «Bilddiktate» ∙ Persona-Plakate ∙ Leitfrage visualisiert ∙ Feedbackregeln visualisiert
∙ Fotos der Utopias ∙ Videos Abschluss-Pitch ∙ Vorlage «Peer-Feedback» ∙ Leitfrage visualisiert ∙ Grosse, selbstgezeichnete Karte des Schulhausareals
Kuratorin: Dr. Sibylle Wälty, Kommunikation: Nicola Anne Morgan, Animation: Team Tumult
Rafael Ball (Hg.)
Julien Gründisch
Steve Noon
Vittorio Magnagno Lampugnani, Konstanze Sylvia Domhard, Rainer Schützeichel (Hg.)
Ursula Baus, Christian Holl, Claudia Siegele (Red.)
Barbara Emmenegger, Monika Litscher (Hg.)
Gianighian, Giorgio/Pavanini, Paola/Del Pedros, Giorgio (Ill.)
dérive – Verein für Stadtforschung