Themendossier: «Mein, dein – unser»
Die baukulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche hat sehr viele Anknüpfungspunkte zum BNE-Bereich. Neu aufgeschaltet wurde nun vom nationale Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Schweiz éducation21 ein umfangreiches Themendossier «Mein, dein – unser» zum Thema der Gemeingüter. In der Schweiz (und anderswo) nennt man Landflächen, Wälder oder Gewässer im Gemeinschaftsbesitz traditionell «Allmende», verbreitet ist heute auch der Begriff der «Commons». Gemeingüter erlauben die Nutzung aller, erfordern aber auch geteilte Verantwortung. Deshalb gehört das Thema in einen BNE-orientierten Unterricht und lässt sich wunderbar mit Themen aus der Baukultur veranschaulichen. Als Praxisbeispiel wird das Projekt «Ein Ort, ein Haus, ein Raum für Alle» einer Schule in Sursee vorgestellt, bei dem es um die partizipative Aussenraumgestaltung des Schulareals für die Quartierbegegnung geht.
2. Zyklus (Alter 8 – 12 Jahre)
3. Zyklus (Alter 12 – 15 Jahre)
Gymnasium
Verkehr
Transport
Architektur
Bautradition
Architekturkritik
Schulbauten
(Architektur)soziologie
Architekturtheorie
Baukulturelle Bildung
Diversität
Partizipation
Siedlung
Wohnqualität
Nachbarschaft
Infrastrukturbauten
Abfall
Landschaft
Biodiversität
Klima
Wasser
Stadtgrün
Wald
Landschaftsschutz
Raumwahrnehmung
Nachhaltigkeit
Umwelt
Städtebau
Agglomeration
Stadtentwicklung
Siedlung
Öffentlicher Raum
Gentrifizierung
Grosssiedlung
Stadtmöbel
Platz
Stadtplanung
Strasse
Dorf
Stadt
Natur, Mensch, Gesellschaft
Bildung für nachhaltige Entwicklung
- können Objekte und Stoffe aus der Alltagswelt sammeln und nach Material, Gestalt, Beschaffenheit, Farbe und Verwendungszweck ordnen (z.B. Spielzeug, Werkzeug, Haushaltgegenstände, Baumaterialien). [NMG.3.3 1c]
- Die Schülerinnen und Schüler können Einflüsse des Menschen auf die Natur einschätzen und über eine nachhaltige Entwicklung nachdenken. [NMG.2.6]
- können in Erzählungen und Berichten prägende Lebenserfahrungen entdecken und interpretieren (z.B. Glück, Erfolg, Scheitern, Beziehung, Selbstbestimmung, Krankheit, Krieg). [ERG.1.1 3a]
- Die Schülerinnen und Schüler können soziale, rechtliche und ökonomische Aspekte im Alltag und im Zusammenleben recherchieren. [ERG.5.1 5]
- können Träume und Sehnsüchte wahrnehmen, Vorstellungen ihrer Zukunft äussern und ihre Umsetzbarkeit reflektieren. [ERG.5.1 3d]
Exkursion
Lektionsreihen
Sonderwoche
Workshop
Ohne Experten
extern organisiert
Deutsch
Italienisch
Eine Auseinandersetzung mit dem Thema «Gemeingüter» trainiert verschiedene BNE-Kompetenzen. Während sich die Lernenden visionsorientiert Gedanken darüber machen, wie Gemeingüter im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten bleiben können, denken und handeln sie vorausschauend. Dabei gilt es mitunter darüber nachzudenken, wer für welches Gut die Verantwortung tragen soll und welche Rechte und Pflichten damit einhergehen sollen. So erfahren sich die Lernenden als Teil der Welt und übernehmen Verantwortung. Verstehen sie ihren Einfluss auf Gemeingüter und Privatgüter, erkennen sie ihre Handlungsspielräume und nutzen diese. Und weil das Thema eng mit Kooperation verknüpft ist und die Lernenden im Klassenverband nachhaltigkeitsrelevante Fragestellungen gemeinsam beurteilen, findet Kooperation auf zweierlei Ebenen statt. Ganz abgesehen davon, dass sie während der gesamten Auseinandersetzung ihre Kreativität trainieren, indem sie kritisch-konstruktiv denken.
BNE-Fragen zeichnen sich durch ihre Komplexität aus. Das bedeutet, dass die Antworten weder richtig noch falsch sind, sondern diskutiert werden müssen. Diese Fragen können daher als Grundlage für Diskussionen, Aktivitäten, Projekte oder Ähnliches in der Klasse oder in der Schule dienen. Der Rückgriff auf die Vorstellungen der Lernenden hilft dabei, um z. B. einen Prozess einzuleiten oder abzuschliessen oder den zurückgelegten Weg, die gemachten Lernerfahrungen und die ausgeübten BNE-Kompetenzen zu beurteilen.
>> Individuelle Fragen
• Wer kümmert sich zuhause um den Haushalt? • Wem gehört das Spielzeug, mit dem ich zuhause spiele? • Darf ich mit Material, das auf dem Waldboden herumliegt, etwas basteln und es mit nachhause nehmen? • Was kann ich tun, damit die Luft und das Wasser sauber bleiben? • Wem gehören die Fische im Bodensee? Wem gehört Luft? Wem gehören Wälder?• Warum darf ich überall atmen, aber nicht überall ein Haus bauen? • Warum putzen meine Eltern unsere Wohnung, aber nicht das Schul- und Gemeindehaus? • Warum haben so viele Leute ein Auto, obwohl dieses die meiste Zeit nur irgendwo steht? • Wie arbeite ich mit anderen in einer Gruppe zusammen?
>> Gesellschaftliche Fragen
• Wie können Gemeingüter im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung verwaltet werden? • Wie gelingt Kooperation bezogen auf Gemeingüter (und Privatgüter)? • In welchen Alltagsbereichen könnten wir mehr teilen? • Wer trägt die Verantwortung für die Erhaltung von Gemeingütern? • Welche Güter sollte der Staat allen zur Verfügung stellen? • Wie beeinflusst mein Konsumverhalten die Umwelt? (Müll liegen lassen, Überfischung der Seen, Luftverschmutzung durch Reisen, ständig neues Spielzeug kaufen etc.) • Welche Gemeingüter sind für mich wichtig? • Was bedeutet mir Eigentum? • Welche Bedürfnisse sind Grundbedürfnisse? • Wofür bin ich verantwortlich? • Wie kann ich Sorge zu Gemeingütern tragen? • Welche Privatgüter müssten für alle zugänglich sein? • Welche Gemeingüter sind zu privatisieren?
>> Das Thema «Gemeingüter» ist für alle Stufen relevant und umsetzbar. Güter umgeben die Lernenden überall. Viele davon, wie ihre Schultaschen, Kleidung und die Pausenverpflegung sind Privatgüter. Die öffentlichen Schulen und deren Ausstattungen gelten hingegen als Gemeingüter. So besteht ein direkter Themenbezug zur Lebenswelt der Lernenden. Diese Ausgangslage ermöglicht eine Vielzahl unterschiedlicher Aktivitäten im Unterricht.
Einige davon sind:
• Einen Spaziergang machen und darüber nachdenken, wem welches Gut gehört und warum das so ist. Wem gehört die Hauptstrasse? Wem gehört die Schule? Wem gehört dieser Baum? Wem gehört dieses Auto? Daran anknüpfend überlegen, wem das Gut gehören sollte und warum. Zusätzlich kann das Spiel Autarki gespielt werden. Ziel des Kartenspiels ist, ein autarkes Dorf aufzubauen und die wachsende Bevölkerung nachhaltig mit Energie und Nahrung zu versorgen.
• In Form einer Projektwoche einen Einsatz zu Gunsten der Gemeinde leisten und die damit einhergehenden Erfahrungen reflektieren.
• Einen Tag lang das eigene Verhalten bezüglich Gemeingütern (Schulinventar, Küchentisch, öffentliche Strasse etc.) festhalten, vergleichen und kritisch reflektieren.
• Das Lernmedium “Was denken Tiere über unser Schulareal?” geht auf die Frage der Nutzung von Gemeingütern ein. Verschiedenen Bedürfnisse sollen erkannt und Möglichkeiten einer für alle befriedigenden Nutzung gesucht werden.
>> Die Fragen rund um Gemeingüter betreffen auch die Schule als Institution. Als Teil der Schule sind sowohl die Lehrpersonen, das Sekretariat, der Hausdienst wie auch die Lernenden dazu angehalten, sorgfältig mit dieser und allem, was zu ihr gehört, umzugehen. Die Frage, wer welche Verantwortung trägt, verlangt eine gesamtschulische Antwort.
Nebst dieser Überlegung helfen folgende Vorschläge bei der Umsetzung des Themas in der Schule:
• Gemeinsam das Schulareal partizipativ gestalten. Als Praxisbeispiel wird das Projekt «Ein Ort, ein Haus, ein Raum für Alle» einer Schule in Sursee vorgestellt, bei dem es um die partizipative Aussenraumgestaltung des Schulareals für die Quartierbegegnung geht.
• Gesamtschulisch überlegen, welche Güter aus dem Schulhaus für alle Lernenden zugänglich sein sollte (Klassensätze für die ganze Stufe, Instrumente, Tablets, Schulküche etc.).
Im umfangreichen Themendossier können je Zyklus unterschiedliche passende Unterrichtseinheiten, Lernmaterialien, Ausserschulische Aktivitäten und Praxisbeispiele eingesehen und heruntergeladen werden.
In dieser übergeordneten Anleitung finden Sie die Bezugspunkte zum BNE Unterricht, sowie ein aufbereitetes Hintergrundwissen zur Thematik.
Kuratorin: Dr. Sibylle Wälty, Kommunikation: Nicola Anne Morgan, Animation: Team Tumult
Florian Hohnhorst, Paula Reissig
Johanna Schaible
Helen Liebendörfer, Michael Leuenberger, Nicole Bauermeister, fidi (Ill.)
Eymard Toledo
Barbara Emmenegger, Monika Litscher (Hg.)
Gert Kähler, Antje von Stemm (Ill.)
BÖKWE mit bink
Jane Jacobs
Verlag Werk (Hg.)